Anmerkung: Dieser Beitrag wurde vor fast 10 Jahren verfasst. Er wird sicherlich Rechtschreibfehler aufweisen oder Tippfehler. Diese lassen wir mit Absicht in diesem Bericht. So haben wir eben damals geschrieben. Und so haben wir die Tage damals während unserer Weltreise erlebt.
Ipoh ist eine Stadt zwischen Penang und den Cameron Highlands. Für die meisten Touristen ist die Stadt nur ein nerviger Umsteigeort, an denen sie von einem in einen anderen Bus gesteckt werden. Was Sightseeing angeht, hat die Stadt eben nicht so viel zu bieten wie eben die Highlands, Georgetown oder Melaka. Aber was hat uns bewogen die unscheinbare Stadt zu besuchen? Nun, nachdem wir auf Penang und in den Cameron Highlands waren, wollten wir nicht gleich wieder in die nächste Touristenhochburg weiterziehen, sondern uns erstmal eine Woche in Ruhe niederlassen.
Wir haben von vielen gemütlichen Cafés in Ipoh gelesen, auch eine Straßenkunst wie in Georgetown sollte es dort geben. Für uns schien der Ort perfekt um in Ruhe zu arbeiten, gemütlich durch die Stadt zu schlendern und nach den ereignisreichen Tagen einfach wieder etwas abschalten zu können. Dass wir aber in Ipoh eines der tollsten Erlebnisse auf unserer Reise machten – damit hätten wir vorher nicht gerechnet…
Unsere private Unterkunft hatten wir natürlich wieder über Airbnb gebucht. Azizul, der Inhaber unserer Unterkunft hatte angeboten, uns vom Busbahnhof abzuholen. Strike! Mit dem Blick auf unser Gepäck nahmen wir das Angebot natürlich gerne an. 10 Minuten nachdem wir ihm eine SMS geschickt hatten, kam er bereits angefahren. Azizul ist 33 Jahre alt, sieht aber mindestens 5 Jahre jünger aus.
Auch seine lässig, lockere Art erinnerte eher an einen Mittzwanziger. Wie alle Malaien hat seine Haut eine gesunde Bräune, er hat kurze Haare und ein rundliches Gesicht welches sich teilweise unter einem 3-Tage Bart versteckte. Dass er an schlichter Architektur und stilvollen Design interessiert ist, konnte man nahezu perfekt an seinem Kleidungsstil ablesen.
Wo sind wir? Willkommen in Ipoh!
Mit einem sehr herzlichen „Welcome in Ipoh“ wurden wir von ihm begrüßt. Ich denke jeder kennt dieses Gefühl: Man hat einen Menschen noch nie zuvor gesehen, aber mit den ersten Worten ist man sich innerhalb von wenigen Sekunden sofort sympathisch. Während man sich mit manchen Menschen nur „verkrampft“ unterhalten konnte, fließten bei anderen Menschen die Worte und das Lachen nur so von den Lippen. Genauso war es mit Azizul. Und so dauerte es nicht mal eine halbe Autofahrt, bis er uns fragte, ob wir nicht Lust hätten, später in seinem Café vorbeizuschauen. Auch könnten wir seine Frau, die nach einem Arbeitsaufenthalt in Saudi Arabien an diesem Tag wieder zurückkommen würde, kennenlernen.
Bolle und ich mussten natürlich nicht lange überzeugt werden. Im Gegenteil. Nachdem er uns von den selbst gemachten Waffeln, Pancakes und den unzähligen Kaffeesorten erzählte, konnte es für die Naschkatze von uns beiden gar nicht schnell genug gehen. Wir verabredeten uns auf die Abendstunden. Er hatte noch zu tun gehabt und wir mussten noch die ein oder andere Stunde Schlaf nachholen.
Später im Café wurden wir auch von seinem Team sehr nett empfangen. Wir gönnten uns Waffeln, Tee, Kaffee… Der Tisch war randvoll mit Leckereien! Leider hatte Azizul selbst viel um die Ohren (wie sich’s später herausstellt hat er das immer), dennoch genossen wir die Zeit in seinem Café. Auf unserer Rechnung waren die ganzen Getränke nämlich nicht aufgeführt. Nur ein paar lächerliche Rupie für die Waffeln wurden uns berechnet.
Jeglicher Versuch auch die Getränke zahlen zu können, wurde dankend abgelehnt. Wenn ihr das vorher beschriebene Gefühl der Sympathie kennt, kennt ihr vermutlich auch diese „Ohnmacht“ nichts tun zu können, außer höflich „Danke“ zu sagen. Wir hatten viel getrunken, eine tolle Gastfreundschaft erlebt und nun sollten wir einfach nur Danke sagen und gehen? Für mich persönlich war es ein total unbefriedigendes Gefühl.
Auf unserer Reise haben wir jedoch gelernt, dieses Gefühl anzunehmen. Für manche Menschen ist Gastfreundschaft tatsächlich noch etwas selbstverständliches, es erfüllt sie mit Freude. Wir haben in Malaysia wirklich die freundlichsten und ehrlichsten Menschen erlebt. Am Anfang konnten wir es gar nicht fassen. „Sind die wirklich so nett hier? Oder wollen sie uns letztendlich doch nur etwas verkaufen?“ Nein! Sie waren stets aufrichtig, hilfsbereit und eben echt!
Eine kleine Geschichte am Rande
An Chinese New Year waren wir draußen bei uns im Garten und haben etwas gequatscht. Plötzlich zündete bei uns an der Straße jemand unzählige Knaller. Wir gingen natürlich vor an die Straße um zu schauen was dort los war. Unsere Nachbarn feierten mit ihren Kindern zusammen das chinesische Neujahr. Wir wünschten Ihnen zwischen den Zaun hindurch alles Gute und setzten uns wieder nach hinten. Nach einigen Minuten hörten wir wie jemand das Einfahrtstor zu unserem Haus aufschob – die Nachbarsfamilie kam vorbei!
Sie brachten uns tatsächlich einpaar Getränkedosen, Nüsse und wollten uns so an ihrem Fest teilhaben lassen! Der Mann stellte uns seine Frau und seine beiden Kinder vor, fragte uns vorher wir kommen und was wir noch alles vor haben. Es war wirklich ein sehr nettes Gespräch, die Kinder waren total schüchtern aber echt knuffig! Nach einpaar Minuten verabschiedete sich die Familie und wünschte uns noch eine schöne Zeit. Bolle und ich schauten uns nur unglaubwürdig an…Wie cool war das denn eben!? Was für ein unglaublich nette Geste!
Gemeinsam Essen mit der Familie
Die Gastfreundschaft sollte aber noch weiter gehen. Als Azizul uns eines Abends noch leckere Waffeln brachte, fragte er uns, ob wir nicht Lust hätte, ihn und seine Frau zu einem Essen bei seinen Eltern zu begleiten. Bitte was? Hat er uns gerade zu seinen Eltern nach Hause eingeladen? Wir fanden das natürlich grooooßartig und zögerten mit unserer Zusage nicht lange. Wann hat man denn mal die Möglichkeit mit Einheimischen derart in Kontakt zu kommen? Über diese Einladung hatten wir uns natürlich tierisch gefreut! Je näher der Tag rückte, desto deutlicher kamen aber auch Nervosität und Unsicherheit zum Vorschein.
Wie der Großteil (60%) der malaysischen Bevölkerung ist nämlich auch Azizul’s Familie muslimisch. Natürlich wussten wir beide etwas über diese Religion und Kultur, dennoch hatten wir Angst, in eines der unzähligen Fettnäpfchen zu treten. Ich meine, mal allgemein gesprochen, wer kennt denn schon ALLE Regeln und Sitten einer anderen Religion? Wer sich jetzt angesprochen fühlt, darf gerne mal die Hand nach oben strecken! … Na siehste, keiner, dachte ich es mir doch :)!
Auch konnten wir gar nicht einschätzen, wie seine Familie wohl über uns dachte. Wir waren nicht verheiratet, schliefen aber in einem Bett. Bolle trug kein Kopftuch und hatte ein Lippenpiercing. Sind das absolute Tabus oder alles halb so wild? Wie konservativ sind seine Eltern? Diese Gedanken mögen total übertrieben klingen, aber wenn man wirklich in dieser Situation steckt, gehen sie einem eben durch den Kopf. Letztendlich sind Bolle und ich glücklicherweise keine Menschen, die sich ewig den Kopf zerbrechen. „Ach einfach abwarten und Tee trinken, wird alles halb so wild werden“, ist nicht selten unser Motto.
As-Salamu alikum!
Als der Tag dann kam, waren wir total aufgeregt. Wir wussten einfach nicht, was uns erwarten würde. Zusammen mit seiner Frau holte uns Azizul direkt an unserem Haus ab. Unterwegs hat er uns noch „Chakoi“ (eine Art Churros) und Kaffee besorgt. Und wieder blieb uns nichts anderes übrig, als höflich danke zu sagen. Im Auto fragten wir ihn, wie wir seine Familie am besten begrüßen könnten. Er und seine Frau haben sich natürlich köstlich amüsiert, als Bolle und ich versuchten, den arabisch-islamischen Gruß „As-Salamu alikum“ ohne stottern und Zungenbruch fließend aufzussagen. Herrlich!
Nach 90 Minuten Fahrt hielten wir an einem großen Holzhaus an. Zusammen mit einer handvoll anderer Holzhäusern stand es abgelegen am Strandrand. Am Eingang erwarteten uns bereits seine Mutter, die Mutter seiner Frau, sowie die Schwester seiner Frau, die wir bereits im Café kennengelernt hatten. Ihr könnt euch vorstellen wir nervös wir waren? Waren wir aber gar nicht mehr. Der herzliche Empfang ohne große Worte fegte jegliche Nervosität sofort weg! Denn glücklicherweise bedeutet ein Lächeln in jedem Land das selbe!
Nach einem kurzen Plausch in der Sitzecke, ging es auch schon an den gedeckten Esstisch. Es standen locker 10 Teller voller (teils unbekannten) Köstlichkeiten auf dem Tisch. Reis, Fisch, Fleisch in verschiedenen Variationen, Salat, Soßen,… Es gab eigentlich nichts was es nicht gab. Der Tisch war aber nur für 5 Personen gedeckt. Auf die Frage, ob die anderen nichts essen wollen, antwortete Azizul mit einem „Nein, sie haben alles für uns gekocht. Außerdem sind sie ziemlich schüchtern und lassen uns lieber alleine“. Sehr schade eigentlich!
Andere Länder, andere Sitten
Neugierig beobachteten Bolle und ich wie Azizul, seine Frau und seine Schwägerin ihre Teller füllten. Na gut, so anders als bei uns war es ja jetzt nicht – bis auf das mit der Teekanne. Wir haben nämlich nicht auf Anhieb verstanden, warum sie sich mit Tee die Finger wuschen? Als wir an der Reihe waren, lachten wir los. Es war nämlich ganz normales Wasser. In einer Teekanne „serviert“, mit Untersetzer für das genutzte Wasser, in dem wir eigentlich die Kerze zum Warmhalten des Tees vermutet hatten.
Die Erklärung, warum wir lachen mussten, sorgten natürlich bei ihnen für großes Gelächter. Aber ja ey, woher sollten wir das auch wissen? Das Essen war wirklich sehr lecker! Trotz „no spicy“manchmal doch scharf (wer in Asien unterwegs ist, weiß sowas aber! ), aber es hielt sich glücklicherweise in Grenzen. Gewöhnungsbedürftig war nur das Essen mit den Fingern. Man isst ja immer mit der rechten Hand (Wichtig! Die linke Hand gilt nämlich als unrein), mit der linken Hand schöpft man aber nach. Scheinbar war es lustig mir zuzusehen, wie ich mit meiner total untalentierten linken Hand versucht habe noch etwas Fleisch vom Fisch abzubekommen.
Die rechte Hand wollte gerne nachhelfen, diese war aber dank der Soße komplett mit Reis paniert! Letztendlich war es aber ein Erfahrung wert! Für mehr Übung sollte ich vielleicht nächstes Mal mein Padthai mit den Fingern essen. Und damit ihr wisst wie das ist, dürft ihr gerne mal lecker kochen und das Besteck in der Schublade lassen. Spätestens bei Lasagne, Spaghetti Bolognesse oder Rinderbraten wisst ihr was ich „gewöhnungsbedürftig“ meine.
Gastfreundschaft auf höchstem Niveau
Zusammen mit Azizul und seiner Frau machten wir es uns in der Sitzecke gemütlich, sprachen über das Leben hier, das Schulsystem und über die Familie. Wir hatten noch gar nicht zu Ende gekaut, da reichte man uns schon Kaffee und Kuchen. Ach, die Familie war einfach so toll! Anschließend schauten wir im TV eine Sendung über irgendeine berühmte Katze aus Malaysia. So saßen wir also alle auf dem Wohnzimmerboden direkt vor dem Fernseher.
Warum diese Katze so berühmt war und ist, haben wir bis heute nicht verstanden. Es war aber lustig und einfach wieder eine coole verrückte Situation. Am Ende machten wir noch ein Foto und bedankten uns herzlich bei allen für diese tollen Stunden. Wir waren total begeistert vom Essen, den Geschichten die uns erzählt und Traditionen die uns erklärt wurden.
Unser Aufenthalt in Ipoh war eine absolute Bereicherung. Wir haben in keinem anderen Land so viel Herzlichkeit und Gastfreundschaft erlebt, wie eben in Malaysia. Wir sind total dankbar für diese Momente und wünschten uns, dass es doch überall so wäre. Aber wieder bleibt dieses Gefühl. Nur das unbefriedigende Gefühl nur herzlich danke sagen zu können. Wir haben Azizul nach Berlin eingeladen, vielleicht dürfen wir ihm und seiner Familie auch wieder etwas zurück geben. Denn Gastfreundschaft ist so einfach und doch so viel wert!
Azizul hat uns bei Airbnb mit folgenden Worten als Gäste „bewertet“:
“The German Couple. Had a great experience with them. Really enjoyed our little city. Keep the property in excellent condition. See you guys in Berlin! ”
Solch ein Austausch mit den Menschen aus verschiedenen Ländern ist das Spannendste am Reisen. Man bekommt einen Einblick in den Alltag und die Kultur der Einheimischen. Diese Erlebnisse sind unbezahlbar und einfach einzigartig. Wir sind eben doch alle gleich und nur weil jemand ein Kopftuch trägt, mit den Händen isst oder mehrmals am Tag beten geht, ist er noch lange nicht ANDERS. Ja, wir sind alle gleich! Wir unterschieden uns zwar durch unsere Kulturen, im Kern aber sind wir alle Menschen. Menschen die nur das Beste für sich und ihrer Familie wollen. Wir alle sind Menschen die denken, fühlen, hoffen, lieben, sich freuen, lachen oder weinen!
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Ihr Lieben, eure Reiseerfahrungen sind so toll, aber alle eure Artikel haben extrem viele Rechtschreibfehler. Ich würde euch gerne ein Korrektorat empfehlen, damit eure Website noch besser wird. Liebe Grüße
Hey Jana, danke für dein Lob und dein ehrliches Feedback. Ehrlich gesagt sind hier viele Beiträge (vor allem aus Asien) über 7 Jahre alt und wurden nie wieder angeschaut. Damals waren wir noch „grün hinter den Ohren“ und haben alles „frei Schnauze gemacht“. Diese Beiträge wollten wir eigentlich alle längst löschen. Dazu sind wir bisher nicht gekommen, werden es aber bald in Angriff nehmen. 🙂
Liebe Grüße
Bolle
Nein, bitte auf gar keinen Fall löschen. Ich bin so fasziniert von euren Erfahrungsberichten und lese so gerne immer wieder bei euch rein. Danke für die vielen ausführlichen Berichte!!! Alles Gute!!
Hey Kati, vielen lieben Dank für dein liebes Kommentar! Freut uns total! 🙂
Auch ich würde sagen, bitte nicht löschen! Mich stören im Übrigen Rechtschreibefehler kein bisschen! Ich finde euren Bericht angenehm authentisch und nichts so, wie es eben an so vielen Orten ähnlich zu lesen ist!
Ja ich gesehe, mir geht das überall ähnlich gelesene etwas auf den Nerv.
Das ist ganz lieb von dir! Danke für die Worte. Der Bericht ist von vor knapp 10 Jahren. Es war ein reiner Tagebuch-Beitrag. Es ist auch total interessant, sowas nach so vielen Jahren noch einmal zu lesen. 😀